Dr. Walter Frank über den Schwabacher Denar

Foto: Robert Schmitt
Foto: Robert Schmitt

Was hat es mit dem Schwabacher Denar auf sich? Gab es schon um das Jahr 1000 bereits eine erste Münzstätte in Schwabach?

 

Dr. Walter Frank beantwortet in seinem Artikel diese und weitere spannende Fragen und erläutert sorgfältig recherchierte Hintergründe zum Denar SVOBACIN.

 

              Über Jahrhunderte wurden in Schwabach Münzen geprägt, mit Sicherheit ab 1434. Die älteste Münze, die mit Schwabach in Verbindung gebracht wurde, ist jedoch der nachstehende, so genannte „Schwabacher Denar“. Nach seinem Prägebild stammt er aus der Zeit .......

 

              Über Jahrhunderte wurden in Schwabach Münzen geprägt, mit Sicherheit ab 1434. Die älteste Münze, die mit Schwabach in Verbindung gebracht wurde, ist jedoch der nachstehende, so genannte „Schwabacher Denar“. Nach seinem Prägebild stammt er aus der Zeit um das Jahr 1000. Es gibt davon nur zwei Exemplare, die beide in der „Kgl. Mönt- og Medaillesammling“ des Nationalmuseums in Kopenhagen unter Nr. Th. 5331 aufbewahrt werden.[1]



[1] Die Abbildung zeigt die Wiedergabe des Denars bei H. Dannenberg: „Die deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit“ und daneben eine Neuprägung aus Zinn aus dem Jahr 1979, veranlasst von der Sparkasse Schwabach. Nach Auskunft des Dänischen National-Museums in Kopenhagen entstammt der bei Dannenberg abgebildete Denar einer Sammlung von C. J. Thomsen (1788-1865), der im 19. Jahrhundert Direktor dieses Museums war. Bei einem zweiten in Kopenhagen aufbewahrten, gleichartigen Denar SVOBACIN sei noch nicht einmal seine Herkunft zu ermitteln. Das Gewicht beider Denare wird vom Kopenhagener Nationalmuseum mit 0,95 bzw. 0,96 g und ihr Erhaltungszustand als schön bis sehr schön angegeben. Weitere Angaben über Vorbesitzer oder sonstige numismatische Fakten sind leider nicht bekannt.

 

aus H. dannenberg
aus H. dannenberg
Neuprägung
Neuprägung
von 1979
von 1979

               Der Denarius war ursprünglich eine Silbermünze der römischen Republik von 4,5 g Gewicht, die um 211 v. Chr. (also während des 2. punischen Krieges), im entstehenden römischen Weltreich eingeführt wurde und fast 700 Jahre Zahlungsmittel bis ans Ende des römischen Kaiserreiches im Jahr 476 blieb. Der Denar behielt bis in die Zeit Kaiser Augustus (27 v. - 14 n. Chr.) einigermaßen seinen Wert, danach verfiel seine Kaufkraft, bedingt durch die fortgesetzte Verminderung des Silbergehaltes.

Kaiser Karl der Große (768-814), der sich als Nachfolger der römischen Kaiser betrachtete, führte 794 den Denar als Währungseinheit für seinen Herrschaftsbereich ein. Dieser karolingische Denar, eine kleine Silbermünze von nur 1,7 g Gewicht blieb auch unter Karls Nachfolgern und anschließend auch im Deutschen Reich bis ins 14. Jahrhundert einziges offizielles Zahlungsmittel.[1] Nachstehend ein unter Kaiser Ludwig dem Frommen  (814-840), einem Sohn Karls des Großen, vermutlich in Pisa geprägter Denar:



[1]Im karolingischen Münzwesen gab es folgende Einheiten: 1 karolingisches Pfund (367,2 g) = 20 Schillinge = 240 Denare zu je 1,53 g (mit 925/1000 Silbergehalt, was britischem Sterling-Silber entspricht). Pfund und Schillinge waren aber nur Rechnungseinheiten, tatsächlich ausgemünzt wurden nur Denare. Im damaligen deutschsprachigen Raum nannte man sie auch Pfennige. Daneben wurden unter den Karolingern wesentlich seltener auch Halbstücke des Pfennigs (Hälblinge, die dem antiken Obolus entsprachen) und noch seltener Viertelstücke (analog den antiken Fertones) geprägt. Teilweise behalf man sich auch, indem man Pfennige einfach halbierte.

Zur damaligen Kaufkraft: Im Jahr 794 sollten 12 Laibe Brot zu je 2 Pfund (heute wären das 9,8 kg Brot) höchstens 1 Denar = 1 Pfennig kosten. Ein Pferd kostete 165, ein schlachtreifer Ochse ca. 60 und eine Gans 1 Pfennig. Bei diesen Preisen war der Denar für Einkäufe des täglichen Gebrauchs, selbst mit seinen Viertelstücken ungeeignet und man musste sich deshalb häufig mit dem althergebrachten Tauschhandel behelfen. Ende des 10. Jahrhunderts waren die Preise schon stark gestiegen: Ein Pferd kostete nun bereits ca. 2400 Pfennige, was 10 Pfund Pfennigen (nach heutigem Gewicht 3,672 kg Pfennige oder, auf den heutigen Silberpreis umgerechnet, etwa 2.126 €) entsprach. Ein Ochse oder eine Kuh kosteten nun ca. 1100 Pfennig, ein Schwein 240 und ein Huhn knapp 1 Pfennig.


G. / B. 792,  Morrison - Grunthal 472 Var.,  F+S 43.814.de

Seine Vorderseite (VS) zeigt in einem Reif ein Fußkreuz und je einen Punkt in seinen 4 Zwickeln und folgende Umschrift: X HLVDOVVICVS IMP. Auf der Rückseite (RS) findet sich die primitive Darstellung einer Kirche mit einem Firstkreuz und einem weiteren Kreuz im Inneren sowie die Umschrift: X PISTIANA RELIGIO.  Gewicht 1,51 g, Höhe 19,5 mm.

               Der vorstehend abgebildete, so genannte „Schwabacher Denar“ dürfte etwa um das Jahr 1000 entstanden sein. In der früheren numismatischen Fachliteratur wurde er mehrheitlich Schwabach zugeordnet. Seine VS zeigt einen Ring, darin ein Kreuz und in dessen Winkeln links oben und rechts unten je eine kleine Kugel. Die Umschrift lautet SVOBACIN, man könnte sie eventuell auch als SVOBA CIVI deuten (CIVI als Abkürzung für Civitas, Bürgerschaft). Die Vorderseite (VS) dieses Denars stimmt mit einem häufigen Münztyp dieser Zeit, nämlich dem Denar „St. Colonia“ einigermaßen überein und auch seine Rückseite (RS) orientiert sich am Typ, der damals häufig im Rheinland geprägt wurde. Dazu als Beispiel ein Denar aus der Zeit um 1000, der in der Reichsmünzstätte Soest geprägt wurde. Man erkennt eine eindeutige Verwandtschaft zum Kölner Denar, wie er im 10. Jahrhundert unter der Dynastie der Ottonen reichlich geprägt wurde. Auf der RS wird das S oben, von einem Querbalken durchkreuzt, das bedeutet ST, also SANCTA, in der zweiten Zeile steht COLONI und unten ein A, insgesamt also: Sancta Colonia (heiliges Köln). Auf der VS steht als Umschrift XODDOX IVIRHNA, womit die zeitliche Entstehung der Münze Kaiser Otto II. (973-983) oder auch dessen Sohn, Otto III. (983-1002), zugeordnet werden kann.

 


Hävernick  856,  F+S 43.973.de

 

               Der „Schwabacher Denar“ zeigt auf der VS ebenfalls ein Kreuz, hat aber die Umschrift SVOBACIN. Die Gestaltung der Buchstaben erscheint auf beiden Denaren ziemlich ähnlich. Seine Verwandtschaft mit dem in Soest geprägten Denar ist unverkennbar. Die RS zeigt dagegen eine Buchstabengruppe, die zunächst schwer zu deuten ist, aber in gleicher Weise wie der Text des Kölner Denars aufgelöst werden kann: Oben das S mit einem Querstrich stimmt mit dem Vorbild überein, in der 2. Zeile ist man geneigt byolll zu lesen. Objektiv fehlt auf unserem Exemplar das C, oder, da der nachfolgende Buchstabe wie ein b aussieht, hat der Stempelschneider das C, das auf anderen Denaren aus dieser Zeit stets nur einen sehr flachen Bogen hat und am äußersten linken Rand erscheint (siehe oben!), mit dem O vereinigt. Statt dem üblichen L zeigt der „Schwabacher Denar“ ein angedeutetes y, dagegen ist das O wieder gut und  richtig vorhanden. Das NI geht dann in I I I unter, wobei zwischen den vorderen beiden I I eigentlich nur ein Diagonalstrich zum N fehlt, das nachfolgende I würde stimmen und auch das A unten ist wieder eindeutig vorhanden.

 

               Für die Abweichungen vom Kölner Vorbild gibt es zwei Erklärungen: Entweder konnte der Stempelschneider ungenügend lesen und schreiben oder, was wahrscheinlicher ist, man ist bewusst vom Kölner Vorbild abgewichen, auch mit der Umschrift SVOBACIN auf der VS, um die Herkunft und Entstehung dieses Denars zu verschleiern.

 

 

               Bei der bisherigen numismatischen Beurteilung und Zuordnung des „Schwabacher Denars“ gab es zwei Parteien:

 

Hermann Dannenberg (1824-1905), profunder Kenner der Münzgeschichte der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit, schreibt in seinem 4-bändigen Werk „Die deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit“, erschienen zwischen 1876 und 1905, unter der Nr. 875 folgendes: „So auffallend auch immer die Nachahmung des Kölner Gepräges in dem weit entlegenen Schwabach sein mag, ….. wird man diese äußert seltene Münze, welche die Schwabacher Münzwerkstätte um 400 Jahre älter erscheinen lässt, als man bisher geglaubt hatte, doch nur hierher beziehen können“. In seiner Begründung führt Dannenberg die Schenkung der Gräfin Reginswint an und zitiert dazu einen Fuldaer Mönch Eberhard, der gegen das Jahr 1000 über diese Schenkung berichtet habe.

 

Walter Hävernick (1905–1993), einer der bedeutendsten Numismatiker der Bundesrepublik Deutschland, Direktor des Museums für Hamburger Geschichte (1946-1976), „folgte ohne Zögern“ der Zuschreibung Dannenbergs nach Schwabach.

 

Arthur Suhle (1898–1974), kommissarischer Leiter des Berliner Münzkabinetts 1935-1945, danach Direktor des Ostberliner Münzkabinetts in der DDR (1945-1973) und Professor an der Berliner Humboldt-Universität, billigte ebenfalls die Zuschreibung der Münze nach Schwabach.

 

Friedrich von Schrötter (1862-1944), Altmeister der Brandenburg-fränkischen Münzgeschichte, hält in seinem „Brandenburg-Fränkischen Münzwesen“ die Entstehung „im fränkischen Schwabach für mehr als zweifelhaft“ und glaubt „eine unbekannte Münzstätte am Rhein viel wahrscheinlicher“.

 

Karl Friedrich Gebert (1855-1919), ein Nürnberger Münzhändler und Autor vieler Fachbeiträge zur Numismatik, war ebenfalls gegen eine Zuordnung des Denars nach Schwabach. Allerdings nennt er auch keinen konkreten Ort, dem er SVOBACIN tatsächlich zuweisen könnte.[1]

 

Heinrich Schlüpfinger (1907-2002), verdienstvoller Schwabacher Regionalhistoriker und Archivar, befasste sich in seinem 1994 erschienenen Buch „Die Stadt Schwabach und ihre Landesherren, Handwerk und Gewerbe, Handel und Industrie im Wandel der Zeiten“, ebenfalls mit diesem Problem und hat darin den „SVOBA-Denar“ (so Schlüpfingers eigene Bezeichnung) schließlich einem Dorf Schwadorf zugewiesen, das etwa 12 km südlich von Köln liegt. Seine Argumentation ist jedoch so widersprüchlich, dass diese Zuordnung irrelevant erscheint.[2]

 

Dr. Ludwig Veit (1920–1999), Archivdirektor am Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und Leiter des dortigen Münzkabinetts, äußerte sich in seinem Vortrag beim Verein für Schwabacher Münzen am 11.11.1988 folgendermaßen: „SVOBACIN kann zunächst keiner bekannten Münzstätte oder einem anderen Ort in Deutschland eindeutig zugeordnet werden. Dieser Name erscheint jedoch im 15. Jahrhundert leicht abgewandelt erneut und nun auf den nachweislich in Schwabach unter Mark-graf Albrecht Achilles zwischen 1470 und 1486 geprägten Goldgulden als MONETA NOVA AVREA SWOBACh.“[3]  Er (Dr. Veit) würde den Denar mit dem Gepräge SVOBACIN deshalb nach Schwabach zuordnen, so lange nicht das Gegenteil bewiesen werden kann.[4]

 



[1] In seinem Beitrag „Die Hohenzollern-Münzstätte Schwabach“ aus dem Jahr 1907, erschienen in der Festschrift zum 125-jährigen Bestehen des „Vereins für Münzkunde Nürnberg“, schrieb er auf Seite 1: „Allein nicht etwa bloß die Singularität dieses Stückes, sondern auch sein Typus, der in aufdringlichster Weise an die bekannten SANCTA COLONIA = Denare erinnert, lassen diesen SVOBACIN = Denar als eine wohl am Rhein entstandene und mit einer verdorbenen Umschrift versehene Nachmünze viel besser und bestimmter dort unterbringen, als in Schwabach.“

[2] Die Umdeutung zu SVOBADIN, die Schlüpfinger vornimmt, ist willkürlich; denn im Gepräge SVOBACIN steht kein umgedrehtes D, sondern die zeitgenössische Schreibweise des C. Auch Schlüpfingers weitere Umdeutung zu SVAVENDORF (CIN macht er zu DORF), um damit den Denar dem heutigen Schwadorf zuzuordnen, ist unhaltbar. Anlass gab ein von ihm gelesener Artikel über Schwadorf: Der Kölner Erzbischof Friedrich I. von Kärnthen habe seine Vogtei über den Fronhof des Stiftes zu SVAVENTHORP im Jahr 1109 an das Kölner Severin-Stift übertragen. Der heutige  Ort Schwadorf hieß 1109 SVAVENTHORP und die Buchstaben CIN gar als THORP lesen zu wollen, ist selbst bei großzügigster Auslegung unmöglich. Das heutige Dorf Schwadorf besaß auch nie eine Münzstätte, gemünzt wurde im nahen Köln.

[3] Auch auf allen unter den nachfolgenden Markgrafen Friedrich IV. (dem Älteren) von Ansbach und Sigismund von Kulmbach gemeinsam von 1486 bis 1495 geprägten Goldgulden und ebenso auf den zahlreichen unter Friedrich dem Älteren geprägten steht SWOBACh, ab 1495 zunächst ohne Jahreszahl und ab 1497 bis 1515 jeweils mit Jahreszahl. SWOBACh erscheint auch auf den gemeinsamen Goldgulden der Markgrafen Georg und Casimir. Die Goldgulden Georgs des Frommen zusammen mit seinem Mündel Albrecht Alcibiades zeigen in der Umschrift nur den letzten Buchstaben h verändert zu SWOBACH und letztmals in der gleichen Schreibweise noch bei Markgraf Georg Friedrich 1571.

[4] Auch Dr. Veit hielt im Jahr 1988 die Schenkung Schwabachs an das Kloster Fulda durch Gräfin Reginswint noch für historisch gesichert.

 

Objektive Fakten zum so genannten „Schwabacher Denar“

 

                Durch Korrespondenz mit der „Kgl. Mönt- og Medaillesammling“ des Nationalmuseums in Kopenhagen, die im Dezember 2012 vom Schwabacher Numismatiker Herrn Jürgen Schwab geführt wurde, war zu erfahren, dass dort zwar 2 Exemplare des „SVOBACIN-Denar“ vorhanden sind, aber keine sonstigen Unterlagen darüber existieren und auch keine Hinweise, die seine Verbindung mit der heutigen Stadt Schwabach rechtfertigen würden.

   

                Schwabachs frühe Geschichte und die mittelalterlichen Besitzverhältnisse in Franken geben leider keine Hinweise auf eine Münzstätte oder einen Münzherren um das Jahr 1000. Ab dem 6. Jahrhundert hatten sich schwäbisch-alemannische Siedler im Bereich der heutigen Orte Schwabach und Katzwang niedergelassen. Gesichert ist die Gründung eines fränkischen Königshofes in Schwabach unter dem fränkischen Hausmeier Karl Martell um 725-728.[1] Danach liegt die Geschichte Schwabachs aber fast 400 Jahre weitgehend im Dunkeln. Neue Fakten über Schwabach erfahren wir erst im Jahr 1117. Hier wird erwähnt, dass Graf Cuno II. von Horburg (um 1075-1139), der zugleich Gaugraf des Sualafeldes war, Mönche des württembergischen Klosters Zwiefalten, die zu Fuß aus Böhmen zurück kamen, veranlasste, in seinem Dorf Schwabach zu übernachten.[2] Nach dem Tod Graf Cunos II. von Horburg im Jahr 1139, fiel Schwabach als „erledigtes Lehen“ an das Deutsche Reich zurück und damit an König Konrad III. (einem Hohenstaufer, 1138-1152). Der gab Schwabach, zusammen mit anderen fränkischen Gütern, als Lehen an seinen Sohn Friedrich von Rothenburg. Dieser war ab 1152 als Friedrich IV. auch Herzog von Schwaben geworden, schenkte 1167 das Dorf Schwabach dem Kloster Ebrach. Da aber sein Vater, Kaiser Friedrich I. (= Barbarossa, 1152-1190) dieser Schenkung nicht zustimmte, konnte sie erst nach Barbarossas Tod, nun unter Kaiser Heinrich VI. (1190-1197) und nach Reklamation des verständlicherweise sehr interessierten Ebracher Abtes Hermann I., im Jahr 1195 vollzogen werden. Das Zisterzienser-Kloster Ebrach verkaufte unter seinem Abt Winrich (1276-1290) die ihm gehörenden Teile des Dorfes Schwabach im Jahr 1281 an König Rudolf von Habsburg (1273-1291).[3]   Schwabachs weitere Geschichte ist gut dokumentiert: 1299 erwarb Graf  Emicho von Nassau den Markt Schwabach und 1364 verkaufte sein Sohn Johann von Nassau dann Schwabach an Friedrich V., Burggraf von Nürnberg und in einer Urkunde von 1371 wird Schwabach bereits als Stadt bezeichnet.[4]  Danach blieb Schwabach 442 Jahre im Besitz der Zollern und gelangte, nach Abdankung des letzten fränkischen Zollern (Markgraf Alexander) 1792 an die preußischen Zollern unter König Friedrich Wilhelm II.  Nach der Niederlage gegen Napoleon musste Preußen 1806 das ehemalige Markgraftum Brandenburg-Ansbach an das neu errichtete Königreich Bayern abtreten und Schwabach wurde damit bayerisch. Das Markgraftum Bayreuth fiel durch den Frieden von Tilsit 1807 zunächst an Napoleon selbst als so genanntes „pays  réservé (Land unter Vorbehalt), der es im Frieden von Paris 1810 für 15 Millionen Francs dem Königreich Bayern übereignet hat.

 

                Eine historisch fundierte Zuordnung des Denars SVOBACIN glaubte man früher mit der Schenkung Schwabachs an das Kloster Fulda begründen zu können, was offenbar auch die numismatischen Befürworter seiner Prägung in Schwabach in ihrer Meinung bestärkt hat. Der altbekannte Schwabacher Chronist Freiherr Johann Heinrich von Falckenstein berichtete 1756 in seinem Buch CHRONICON SVABACENSE, dass eine Gräfin Reginswint ihren Ort Suabaha, zusammen mit anderen Gütern dem Kloster des heiligen Bonifatius in Fulda geschenkt habe.

                 Neuere Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass alle in der Schenkung von Gräfin Reginswint genannten Orte in Mainfranken bzw. Unterfranken, also nahe dem Main liegen. Lediglich Urfersheim (heute eingemeindet in die 903 Einwohner zählende Gemeinde Illesheim) liegt etwas weiter südlich, nahe Bad Windsheim. Alle in der Schenkung Reginswints aufgeführten Orte gehörten im Mittelalter zum so genannten Rangau (Rangewe). Das heutige Schwabach dagegen lag im Nordteil des damaligen Saalfeldgaues (Sualafeld). Eine Tatsache auf die Karl Heinrich Ritter von Lang schon 1830 hingewiesen hatte. Das gab den Historikern Michel Hofmann, Wilhelm Kraft und August Ortegel dann in der Mitte des 20. Jahrhunderts Anlass, den in der Schenkung Gräfin Reginswints genannten, mittelalterlichen Ort „Suabaha“ nicht mehr der heutigen Stadt Schwabach zuzuordnen, sondern den im Rangau gelegenen, heutigen Orten Ober- und Unterschwappach. Beide Orte sind heute nicht mehr selbständig, sondern wurden im 20. Jahrhundert in das Dorf Knetzgau eingemeindet, das heute etwa 6500 Einwohner zählt und am Main, nahe Hassfurt liegt.[5]

                  Die Argumentation der genannten Historiker, das Dorf „Suabaha“ der Gräfin Reginswint entspreche dem heutigen Ober- bzw. Unterschwappach am Main, erscheint durch die geschilderten Fakten, insbesondere durch die Zugehörigkeit „Suabahas“ zum mittelalterlichen Rangau, begründet und nachvollziehbar. Daraus jedoch abzuleiten, dass der Denar SVOBACIN auf Veranlassung des Klosters Fulda in Ober- oder Unterschwappach geprägt worden sei, wäre allerdings völlig unbegründet, da es auch dafür keine Belege gibt. In einem ausführlichen Bericht von Dr. J. Schneider über das Kloster Fulda in der 1828 in Fulda verlegten Zeitschrift „Buchonia“ sind zwar mehrere dem Kloster Fulda gehörende Münzstätten aufgeführt, aber weder Ober- noch Unterschwappach werden dort genannt. Auch kein anderer Ort, dem der Name SVOBACIN zugeordnet werden könnte, wird erwähnt.[6] Im Anhang dieses Berichts von Dr. J. Schneider finden sich 13 gezeichnete Abbildungen von Münzen, die das Kloster Fulda prägen ließ, darunter auch Denare, die einen thronenden Bischof oder auch nur den Kopf eines Bischofs mit Mitra zeigen. Keine dieser Münzen hat jedoch, weder im Bild noch Text und insbesondere in den Umschriften eine Ähnlichkeit mit einem Kölner Denar oder mit dem Denar SVOBACIN. Auch bei H. Dannenberg („Die Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit“, 1876) werden Münzen der Münzstätte Fulda mehrfach in Zeichnungen dargestellt und viele der dort geprägten Denare beschrieben (S. 332, 745, 807 u. 927). Aber auch dort zeigt sich keine auch nur entfernte Übereinstimmung mit dem Denar SVOBACIN.[7]  Unter den Würzburger Bischöfen um das Jahr 1000 geprägte Denare zeigen ebenfalls keine Ähnlichkeit mit dem Denar SVOBACIN.

 

               Derzeit ist also weder eine gesicherte Münzstätte, noch ein Münzherr für den um 1000 entstandenen Denar SVOBACIN nachweisbar. Üblicherweise trägt die VS eines Denars aus dieser Zeit als Umschrift den Namen des Herrschers oder Münzherren und zentral ein Kreuz oder das Herrscherbild. Ein Münzherr aus der Zeit um das Jahr 1000, dem der Name SVOBACIN zugeordnet werden könnte, ist nicht bekannt. SVOBACIN als den Namen einer Münzstätte auf die VS eines Denars als alleinige Umschrift und noch dazu in dieser Größe aufzuprägen, war weder damals noch später üblich. Für seine früher erfolgte Zuordnung numismatischer Experten (Dannenberg, Hävernick, Suhle) zum heutigen Schwabach, die alle von der inzwischen widerlegten Schenkung Gräfin Reginswints ausgingen, gibt es keine historischen Belege. Auch ein Abt des Klosters Fulda kommt als Münzherr, wie früher angenommen wurde, schon auf Grund des Münzbildes und der geschilderten Ergebnisse neuerer Geschichtsforschung nicht in Frage. H. Dannenberg hat unter den in seinem umfangreichen Werk beschriebenen und abgebildeten Denaren, keinen anderen gezeigt, der eine Zuordnung des Denars SVOBACIN an die Münzstätten Fulda, Würzburg oder Schwabach  rechtfertigen würde.

               Der Kölner Denar wurde an vielen Orten nachgeahmt, besonders im Rheinland, sogar in Nordfrankreich, aber teilweise abgewandelt auch in Süddeutschland, so im Bereich Würzburg, Eichstätt, Augsburg und Salzburg. Auf Grund aller vorstehenden Tatsachen und Untersuchungen ist der vorliegende Denar SVOBACIN sehr wahrscheinlich eine vorsätzlich anonym erfolgte, illegale Prägung, deren Herkunft verschleiert werden sollte. Seine Produzenten wollten damit vermutlich am wirtschaftlichen Erfolg des im Geldumlauf des Deutschen Reiches und bei der Bevölkerung sehr geschätzten Kölner Denars partizipieren.



[1] Karl Martell (ëum 688, Herrscher der fränkischen Teilreiche 714-741) stammte aus dem Geschlecht der Arnulfinger, seine Großmutter Begga war Pippinidin und sein Vater Pippin der Mittlere. Karl Martell war der Großvater Karls des Großen.

[2] Diese Nachricht stammt aus der „Chronik von Zwiefalten“, die allerdings nur noch in einer handschriftlichen Abschrift aus dem 16. Jahrhundert (der Knopf’schen Chronik) vorhanden ist und im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart aufbewahrt wird.

[3] Der Königshof blieb dagegen im Besitz des Deutschen Reiches und auch die Rechte am Klosterhof blieben Kloster Ebrach.

[4] Friedrich V. war sehr vermögend, dank der Goldvorkommen im Fichtelgebirge, das seine Vorfahren 1246 durch Erbschaft von den Herzögen von Andechs bzw. 1340 von den Grafen von Orlamünde übernommen hatten. Friedrich V. war der erste aus dem Geschlecht der Zollern, der schon ab 1372 Goldgulden prägen lassen konnte, wahrscheinlich in Bayreuth.

[5] Die Gemeinde Knetzgau (im Mittelalter hieß sie angeblich Knetzcegewe) behauptet dagegen (in ihrer eigenen Darstellung und Chronik im Internet), sie sei samt den heute dort eingemeindeten Ortsteilen Ober- und Unterschwappach von einem Edlen namens „Ilbinc“ (also nicht von Gräfin Reginswint) zwischen 750 und 779 dem Kloster Fulda geschenkt worden.

 

[6] Dr. Joseph Schneider, „Kurfürstlich Großherzoglich-Fuldaischer Medizinalrat“, schrieb 1826 in „Buchonia, Zeitschrift für vaterländische Geschichte, Alterthums-Kunde, Geographie, Statistik und Topographie“ auf Seite 130 folgendes: „Vor allem muss ich bemerken, dass die Aebte zu Fulda in dem Umfange ihrer im Mittelalter sehr bedeutenden Besitzungen auch mehrere Münzstätten besaßen. So hatten sie eine Münzstätte nicht nur zu Fulda, sondern auch in Hammelburg, in Vacha, Salzungen und Herbstein, und an jedem dieser Orte ihre besonderen Münzmeister.“ Von einer Münzstätte Suabaha oder Schwappach ist also nicht die Rede. Auch sämtliche Münzen, die unter den Fuldaer Äbten geprägt wurden, lassen in Text und Bild keine Übereinstimmung mit dem Denar SVOBACIN erkennen. Auf Seite 96 berichtet Schneider, dass 1019 von Kaiser Heinrich II. (dem Heiligen, 1002-1024) dem Kloster Fulda unter seinem Abt Richard (1018-1039) das Münzrecht verliehen wurde. Aber erst unter Abt Konrad I. von Bimbach (1134-1140) seien dann die ersten Münzen des Klosters Fulda, nach seinen Angaben Hohlpfennige (Brakteaten), geprägt worden. Diese Hohlpfennige zeigen den thronenden heiligen Bonifacius mit Mitra und Nimbus, mit einer Fahne in der Rechten, den Hirtenstab in der Linken und dazu die folgende Umschrift: X SANCTVS BONIFACIVS X CONRADVS ABBAS (Abt Konrad). Mit dem SVOBACIN-Denar hat er keine auch nur entfernte Ähnlichkeit.

[7] H. Dannenberg datierte 1876, entgegen den Angaben von Dr. Joseph Schneider aus dem Jahr 1826, die ersten Münzen Fuldas wesentlich früher und bringt als erste Fuldaer Münze, einen Denar, den er dem Abt Egbert (amtierend 1048-1058) zuordnet. Dieser erste Fuldaer Denar zeigt auf seiner VS das Brustbild des heiligen Bonifacius, wo als erkennbarer Text aber nur bruchstückhaft BO-N…. zu lesen ist (also wahrscheinlich Bonifacius). Auf seiner RS befindet sich ein Kreuz und als Umschrift EGBERHT, also der Name des damals nachweisbar amtierenden Abtes im Kloster Fulda.

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