Münzausstellung des Schwabacher Münzvereins: „Frauen und die Zollern in Franken“ – eine Darstellung in geprägten Münzen und Medaillen aus drei Jahrhunderten.

Ein Beitrag des Verein für Schwabacher Münzen e.V. zum Tag der Franken 2012 in Schwabach
Ein Beitrag des Verein für Schwabacher Münzen e.V. zum Tag der Franken 2012 in Schwabach
Aus der Ausstellungsbroschüre - Schwabach 2012
Aus der Ausstellungsbroschüre - Schwabach 2012
Aus der Ausstellungebroschüre - Schwabach 2012
Aus der Ausstellungebroschüre - Schwabach 2012

Münzen erzählen Schicksale

 

„Tag der Franken“: Ausstellung „Frauen und die Zollern in Franken“ - 06.07.2012 09:38 Uhr

 

 

Vergleichsweise wenige Exemplare waren an ihrem Entstehungsort geblieben, oft liebevoll gehütet in privaten Sammlungen. Grund genug für engagierte Bürgerinnen und Bürger, vor bald drei Jahrzehnten eigens einen Verein Schwabacher Münzen zu gründen, um mit Unterstützung der Sparkasse Mittelfranken-Süd und beraten von wissenschaftlich ausgewiesenen Fachleuten – hier vor allem vom Ehepaar Dr. Elisabeth und Dr. Walter Frank – zumindest jeweils ein Original von jeder Prägung nach Schwabach zurückzuholen und systematisch in eine Sammlung einzuordnen. Aufgenommen wurden auch Medaillen und Münzen, die zwar nicht in Schwabach selber geprägt wurden, aber thematisch in die Zeit der Markgrafen aus dem Hause Hohenzollern gehören.

Mittlerweile ist der Münzverein in der Lage, numismatische Kostbarkeiten aus drei Jahrhunderten der fränkischen beziehungsweise europäischen Geschichte zu zeigen und Porträts aus einer Zeit, die noch keine Fotografien kannte, dazu Lebensverhältnisse, Schicksale und Symbole der Vergangenheit zu erläutern und viele historische Themen – wie sonst nur über schriftliche Quellen – überhaupt erst verständlich zu machen.

 

Neues Buch

In den ersten Katalogen von 1995 und 2005 konnte bereits ein beeindruckendes Zwischenergebnis vorgelegt werden. Das überaus verdienstvolle Wirken des Vereins wird heuer gleichsam eine Krönung erfahren durch die Herausgabe des 164 Seiten starken Buches „Die Zollern in Franken im Spiegel von Münzen und Medaillen“ (mit über 1100 farbigen Abbildungen), für das die Autoren Dr.Walter Frank und Jürgen Schwab verantwortlich zeichnen.

Kein Problem also für den Münzverein beziehungsweise für Dr. Walter Frank und Jürgen Schwab, auch zum Leitthema „Frauen in Franken“ des Franken-Tages eigens eine Sonderausstellung samt Broschüre zum Thema „Frauen und die Zollern in Franken“ anzubieten.

Und diese Ausstellung hat es in sich: Da können die Besucher zum Beispiel erstmals dem Galvano (ein Abdruck, der durch Galvanisieren entsteht) einer Goldmedaille mit dem Porträt einer fränkischen Fürstin begegnen, die niemals fränkischen Boden betreten hat und trotzdem hier in nachhaltiger Erinnerung geblieben ist:

Die Rede ist von Markgräfin Beatrix, geborene Gräfin Veglia-Frangipani, einst eine der reichsten Frauen Ungarns und ab 1509 erste Ehefrau von Markgraf Georg dem Frommen, dem das Markgraftum die Einführung der Reformation verdankt. Als sie bereits 1510 starb, verkaufte der Witwer als ihr Alleinerbe ihre riesigen Besitzungen in Kroatien, Ungarn und Slowenien, sanierte seinen eigenen Staatshaushalt und investierte gleichzeitig in seine schlesischen Territorien; rechtzeitig übrigens, bevor die türkischen Heere die einstigen Güter seiner verstorbenen Frau überrannten.

 

Unrühmlicher Rekord

Eine Silbermedaille wiederum erinnert an die heute weitgehend vergessene Hohenzollernprinzessin Christine Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth: 1693 heiratete sie den damaligen Kurprinzen Friedrich August von Sachsen, später besser bekannt als „August der Starke“ von Sachsen und König von Polen. Drei Jahre später brachte sie den Thronfolger Friedrich August II. zur Welt:

 

Deshalb zeigt die Medaille in der Schwabacher Sammlung auf der Vorderseite das Brustbild der glücklichen Mutter und auf der Rückseite die Göttin Fortuna, die den neuen Erdenbürger im Arm hält. Die folgenden Jahre sollen der jungen Ehefrau allerdings viel Kummer bringen, nachdem


ihr Ehemann geradezu europäische Berühmtheit erlangen sollte als Rekordhalter in der Zeugung außerehelicher Kinder; wenngleich er diesen zweifelhaften Ruf der üblen Nachrede der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine verdankte. Dass es nicht rund 365 sondern „nur“ neun außereheliche Kinder waren, wollte später kaum jemand wissen.

 

Von der Bevölkerung verehrt

Ein gänzlich anderes Leben als das der unglücklichen Bayreuther Prinzessin war dagegen der von der Bevölkerung verehrten Ansbacher Markgräfin Christiane Charlotte vergönnt; sie ist gleich mehrfach in der Schwabacher Münzsammlung vertreten. Seit 1717 ziert ihr Porträtmedaillon, neben dem ihres geliebten Ehemannes und dem ihres Sohnes den Schönen Brunnen in Schwabach. In ihren 14 Ehejahren überbrückten beide Eheleute kurzzeitige durch Reisen bedingte Trennungen mit zauberhaften Liebesbriefen.

Als sie mit 29 Jahren Witwe wurde, widmete sie in den ihr verbleibenden sechs Lebensjahren ihr ganzes Engagement der Erziehung und Ausbildung ihres einzigen, noch nicht volljährigen Sohnes und dem Versuch, „ihm das Land aus Schulden zu bringen“.

Die Umschriften auf einer Zinn-Medaille aus dem Jahre 1725 zeigen, wie Christiane Charlotte ihr hohes Amt als „Obervormünderin“ verstand, das sie bis zur Ernennung ihres Sohnes zum Markgrafen von Brandenburg-Ansbach 1729 mustergültig ausgeübt hat.

Ein nur 35 Jahre währendes Leben also und doch angefüllt mit hervorragenden kulturellen Leistungen zugunsten des Markgraftums, darin ungemein ähnlich ihrer Cousine und Schwägerin Königin Caroline von Großbritannien, Ahnfrau der jetzigen englischen Königin und Top-Star unter den Fürstlichkeiten der Schwabacher Münzsammlung. Allein sechs Medaillen erinnern an die 1683 in Ansbach geborene und noch heute in England als „the good Queen Caroline“ verehrte Markgrafen-Tochter; darunter eine Zinn-Medaille auf ihre Krönung 1727 in der Londoner Westminster Abbey gemeinsam mit ihrem Mann Georg II.

Wie unterschiedlich das Königspaar später in England beurteilt wurde, zeigt allein die Äußerung des englischen Autors Thomas Carlyle: „Selten hat ein so törichter Mann eine so gescheite Frau gehabt“.

Dass ihr der berühmte französische Philosoph Voltaire sein Epos „Henriade“ widmete und der Komponist Georg Friedrich Händel seine „Wassermusik“, dass der Philosoph und Naturwissenschaftler Leibniz mit ihr jahrelang eine Korrespondenz auf hohem Niveau pflegte, beweist die Ausnahmestellung Carolines unter Englands Königinnen.

 

Heirat aus Staatsräson

Eher unspektakulär nehmen sich dagegen Lebenslauf und Lebensinhalt von Friederike Luise Prinzessin von Preußen aus, einer Schwester Friedrichs des Großen. Aus Staatsräson wurde sie 1729 als 15-Jährige mit dem 17-jährigen Ansbacher Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich verheiratet, dem nachmaligen „wilden Markgrafen“. Eine Zinn-Medaille, ein großes Silber-Medaillon und ein Taler aus dem Jahr der Hochzeit, sowie zwei Medaillen anlässlich der Geburt der beiden Kinder bringen die großen Hoffnungen zum Ausdruck, mit denen der Ansbacher Hof und die Bevölkerung auf ihr neues Herrscherpaar blickten. Die Medailleure und die Auftraggeber konnten noch nicht wissen, wie es später um diese Ehe stand. Kummervoll bestätigten sich Friederikes Luises Geschwister König Friedrich der Große und die Bayreuther Markgräfin Wilhelmine gegenseitig: „Die beiden hassen sich wie das Feuer“. Friederike Luise hat ihren 1757 verstorbenen Mann um fast 27 Jahre überlebt, zumeist zurückgezogen auf ihrem Privatschloss Unterschwaningen und ist dort – wie ihr Kammerdiener berichtete - „ausgelöscht wie ein Licht“.

Das einzig überlebende Kind aus dieser unglücklichen Ehe war Alexander, der letzte fränkische Markgraf, der ab 1769 noch zusätzlich das Markgraftum Bayreuth regierte. Auch er musste „aus dynastischen Gründen“ heiraten. Zwei Medaillen von 1754 und 1760 erinnern an seine Frau Friederike Caroline aus dem Hause Sachsen-Coburg-Saalfeld, für die eine anspruchsvolle Konversation mit ihrem hochgebildeten Mann und dessen Freundeskreis eher lästig war und die sich am liebsten mit Stickereien beschäftigte. Die Kinderlosigkeit entfremdete die Ehepartner obendrein.

Zu einem menschlichen Lichtblick für Markgraf Alexander sollte zur Überraschung des Ansbacher Hofes und der Bevölkerung eine bürgerliche Pariserin werden, die um 1760 europaweit berühmte Schauspielerin und Sängerin Hippolythe Clairon de la Tude, zumeist nur „Clairon“ genannt. Die in der Ausstellung gezeigte Bronzemedaille haben begeisterte Verehrer und Freunde 1764 in Frankreich prägen lassen. Ob gekrönte Häupter, namhafte Künstler, Schriftsteller oder führende Politiker, alle wetteiferten darin, in Paris von „der Clairon“ eine Einladung in ihren Salon zu erhalten. Markgraf Alexander schaffte es, die gefeierte Künstlerin und 13 Jahre ältere Frau 1770 zu überreden, zu ihm nach Ansbach zu kommen. 17 Jahre lang ist sie hier geblieben, geehrt und geachtet von der gesamten Bevölkerung und – sogar von der Markgräfin! Erst die neue Favoritin Alexanders, die englische Lady Craven, hat sie aus Ansbach verdrängt. Jede der Medaillen und Münzen kann also eine Menge über menschliche Schicksale erzählen und lädt zum Betrachten fein herausgearbeiteter Porträts ein.

 

Exzellente Medailleure

Zu verdanken ist die Anfertigung der künstlerisch hervorragenden Medaillen und Münzen seinerzeit berühmten Medailleuren, so zum Beispiel Matthias Gebel, Paul Walter, Martin Heinrich Omeis, Georg Wilhelm Vestner, Johann Jakob Ebenauer, John Croker, Peter Paul Werner und selbstverständlich Johann Samuel Gözinger. In diese Reihe fügte sich auch – als einzige Frau – die freischaffende Künstlerin Anna Maria Braun (1642-1713) ein, deren Silbermedaille von 1672 auf den Regierungsantritt des Markgrafen Johann Friedrich (des Vaters der „good Queen Caroline“) zu den Glanzstücken im Besitz des Münzvereins und der Ausstellung „Frauen und die Zollern in Franken“ gehört.

 

EUGEN SCHÖLER

Bezugsquelle (solange Vorrat reicht):

Verein für Schwabacher Münzen e.V.

z. Hd. Herrn Markus Schleif

Nördliche Ringstraße 2a-c, 91126 Schwabach

markus.schleif(at)schwabacher-muenzverein.de

Einzelpreis: 2 € plus Versandkosten

incl. Aufsatz von Eugen Schöler

"Münzen erzählen Schicksale"